Willkommen in meinem Gartenparadies
Willkommen in meinem ca. 1.900 m² großen Gartenparadies. Rundherum ist es mit Hecken und Büschen eingefasst. So sieht man von außen nicht, was sich innen verbirgt
Meine Ideen lassen den Garten immer wieder anders aussehen. Angelegt mit vielen dekorativen Elementen, Sitzgelegenheiten und viel Licht bei Dunkelheit, ist er ein Ort zum Träumen und Verweilen
Bericht von Wurzerlsgarten
Auszug aus Gertrud Diekmanns bunter Sammlergarten von Renate Zickenheimer
Gertrud Diekmanns Garten muss bunt, vielfältig und abwechslungsreich sein! Das entspricht ihrem Naturell, ihrer Phantasie, ihrer Sammelleidenschaft und ihrem Optimismus. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass das Maisfeld, das Jahrzehnte an ihre Hecke grenzte, plötzlich zu Bauland mutierte und sie inzwischen neue, direkte Nachbarn bekommen hat, die sich natürlich über den Anblick dieses Gartens vom oberen Logenplatz aus freuen können. Für Gertrud bedeutete das einiges an Umdenken und Umgestalten, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass es anstatt ruhiger Hecken, Maisfelder und Baumwipfel-Kulissen jetzt frische Holzzäune, Haus-Fassaden und -Dächer als Nachbarn gibt.
Sicher hätte sich Gertrud 1968, als sie mit ihrem Mann in das Haus einzog, nicht gedacht, welches Bild sich ihr 35 Jahre später von ihrer Terrasse aus bieten würde. Damals bestand der Garten aus Wiese mit einigen wilden Kirschbäumen, abgegrenzt mit einem Maschendrahtzaun. Rund um das Haus legte Gertrud ein paar Blumen- und Gemüsebeete an, ansonsten galt ihre Priorität der Familie und den Alltagserfordernissen.
Im Herbst 2000, nach dem Tod von Gertruds Mann, änderte sich alles grundlegend. Sie entdeckte ihren Garten als Freund, sinnvolle Beschäftigung und Inspirationsquelle. Thujas, Ilex, Koreatannen, Rhododendren und Cornus wurden zur Kulisse für Staudenpflanzungen und besondere Habitate. Schnell entdeckte sie ihre Vorliebe für seltene Pflanzen, wie Fragaria vesca ‘Variegata’, eine panaschierte Erdbeerpflanze im Foto oben. Dekorationen und Sitzplätze überall im Garten ergänzten ausgefallene Pflanzenkombinationen und luden schnell Gartenfreunde zum geselligen Beisammensein ein.
Schon im Eingangs- und Terrassenbereich fallen die vielen Hosta-Arrangements auf. Ungefähr 300 verschiedene besitzt Gertrud, etwa 90 sind “Minis” und “Mäuse”. Die großen Hosta-Gruppen rund um die vorderen Sitzbereiche bieten dem Betrachter ein konstantes, harmonisches Bild zum Ausruhen. Fällt der Blick dagegen direkt auf den 1800 qm großen Garten, möchte man sofort loslaufen, um die vielen verschiedenen Bilder und Eindrücke aus der Nähe zu betrachten.
Unmittelbar vor der Terrasse liegt der Teich. Wasser in Sitzplatznähe finde ich immer genial. Das Ufer besteht hauptsächlich aus Feldsteinen, in die kleine Moorbeetbereiche mit Helonias bullata, verschiedenen Sarracenias, weiteren Insektivoren und Sumpfiris charakteristisch eingefügt wurden.
Natürlich hat mich das Glitzern des Wassers längst aus meinem Stuhl gelockt. Ich umrunde den Teich und finde mich an der Rückseite des Hauses wieder, wo das Grundstück noch mit einem schmalen Stück zu einem Seitenausgang weitergeht. Hier hat Gertrud eine sehr feine Stimmung mit einem Bambus, einer Bambusbank und einigen Teeschalen kreiert. Stimmig sind die benachbarten Rhododendren und kleinen japanischen Fächerahorne.
Ich kehre um und gehe am Teich vorbei in den vor 4 Jahren zuletzt angelegten Gartenteil. Es handelt sich um einen Asia-Garten mit vielen unterschiedlichen Details, die vor der ruhigen grünen Hecke bei meinen ersten Besuchen perfekt zur Geltung kamen. Die neue Nachbarschaft hat sich hier besonders bemerkbar gemacht, denn die Hecke musste einem Holzzaun weichen und die Baumkulisse fehlt natürlich auch. Aber Gertrud hat sich mit der Veränderung gut arrangiert. Einige Dekoteile sind verschwunden und so wirken die beiden Hauptkomponenten, der Bonsai-Garten (altes Foto noch mit Hecke) und dahinter die Schildkröten-Insel, eine der Inseln der Glückseligen (neues Foto mit Holzzaun), nach wie vor in ihrer stoischen Ruhe und ziehen die Blicke direkt in die Beete.
Insgesamt finden sich 10 Bonsais im Asia-Garten. Einmal im Monat treffen sich 12 aktive Mitglieder des Bonsai Arbeitskreises im Sammlergarten Diekmann, um sich gemeinsam auszutauschen und miteinander zu arbeiten… und nicht nur die Bonsai-Liebhaber schätzen die großherzige Gastfreundschaft Gertruds.
Gertrud Diekmann liebt die großzügige Weite ihres Gartens und käme nie auf die Idee, die vielen unterschiedlichen Gestaltungselemente in enge grüne Hecken- oder dunkle Mauergärten einzusperren. Ich gestehe gerne, dass mich das ursprünglich etwas irritierte, weil ich Licht und Durchsicht nur von großen Landschaftsparks her kannte. Offene Gärten hatten sich in einem durchgängigen Stil zu präsentieren, oder die verschiedenen Habitate und Gestaltungsideen wurden eben in unterschiedliche Räume “eingeschlossen”, so kannte ich das bisher. Yes, old school, aber nicht geeignet für Gertruds Sammlergarten! “Was man alleine an Platz für tolle Pflanzen verliert, wenn man verschiedene Heckenräume anlegt!” Ob das ihre Grundgedanken waren, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber es ist naheliegend. Denn sie hat eine Menge Ideen gesammelt, um die Übergänge zum Beispiel vom Asiagarten zum Küchengarten passend zu gestalten! So endet mit dem Asiagarten auch seine Begrenzung (vorher grüne Hecke, jetzt Holzzaun), während der Küchengarten seinen Auftritt mit einer individuellen Rückfront, in Form einer phantasievollen roten Klinkermauer, mit unterschiedlicher Höhe, eingelassener Holztür, halbrundem Fenster und Spiegel präsentiert. Die “momentane Unruhe” dahinter wird sich mit dem Pflanzen neuer Bäume und Sträucher auf beiden Seiten schnell relativieren. Zwischen den beiden Garten-Elementen, die unterschiedlicher nicht sein können, wurde ein Paravent-Bereich mit Bank, hohen Holzpfählen und unterschiedlichen Kletterpflanzen als kleiner Vintage Garden eingefügt und bildet so eine filigrane Trennung. Die Gemüse und Kräuter in den Hochbeeten strotzen genauso vor Gesundheit wie die riesige Hosta.
Ich gehe weiter nach hinten und konzentriere mich nach wie vor auf den linken Randbereich. Es ist vielleicht Zeit, einfach einmal einige Pflanzen als Solisten zu präsentieren, denn ihre Vielfalt und Schönheit ist das, was Gertrud immer weiter antreibt, auf Pflanzenmärkten, oder im Tausch mit GdS-Freund/innen, oder Hostaholikern ihr Sortiment immer noch zu vergrößern. Ich bewundere grenzenlos, wie sie die Arbeit in ihren 1800 qm bewältigt. Wir sind altersmäßig ziemlich ähnlich, aber mir sind manchmal tatsächlich meine 180 qm schon zuviel. Keinesfalls möchte ich inzwischen mehr haben. Gertrud dagegen überlegt schon, was sie noch alles “anstellen” könnte, wenn sie ein wenig mehr Platz hätte.
Die hinterste linke Ecke ist erreicht, mächtig baut sich eine alte Eiche vor mir auf. Die Atmosphäre im Schatten dieses Baumes ist völlig anders als im dynamisch wirkenden, restlichen Garten. Hier ist ein harmonischer Ruhepol, der mich schon aus der Entfernung magisch angezogen hat. Die Eiche strahlt eine gute Aura aus und schenkt der Garten-Peripherie Schatten und Frieden. Ich wundere mich nicht, als mir Gertrud später erzählt, dass das ihr Lieblings-Baum im Garten ist – ja, das spürt man!
Für Gertrud ist hier der wichtigste Platz ihre schattenliebenden Stauden-Schätze zur Geltung zu bringen. So stehe ich plötzlich vor einigen Frauenschuh-Hybriden oder ein paar Meter weiter sichte ich ein großblumiges Epimedium grandiflorum ‘Pink Champagne’, eine besondere Sorte der Elfenblume. Um ihren Schattenstauden die besten Möglichkeiten zu bieten, hat die Head Gardenerin, oder besser ausgedrückt, Solo Gardenerin sogar eine kleine Stumpery neben der Eiche angelegt.
Es gibt so viel zu sehen und eigentlich müsste ich jeden Quadratmeter Garten, den Rasen ausgenommen, fotografieren, um Euch die Vielfalt zu präsentieren, die mir quasi mit jedem Schritt völlig neu begegnet. Dann erinnere ich an die Tatsache, dass von einzelnen, kurzen Solitär-Gehölz- und -Stauden-Abgrenzungen abgesehen, alles licht, offen und einsehbar ist und ich theoretisch immer in alle Richtungen neue und interessante Blickrichtungen finde. Tatsächlich muss ich mich disziplinieren und halte mich strikt weiter an den Randbereich. Mein Fokus hat inzwischen die Peripherie durchlaufen und ich wende mich zurück in Richtung Haus, allerdings wieder nur mit dem Blick in Richtung Gartengrenze. Ich finde Nischen mit einer Philosophenbank, eine gedeckte Kaffeetafel, immer weitere, gefällige Pflanzen-Raritäten und -Kombinationen und natürlich noch mehr Präsentationen der Hosta-Sammlung.
Natürlich mache ich irgendwann den Fehler, dass ich mich in meinem berauschenden Foto-Flow, während ich Clematisblüten heranzoome, dem mittleren Garten zuwende und eine dunkle Frauenbüste, mit auffälligen gelben Flechten überzogen, entdecke. Meine Disziplin ist sofort beim Teufel und ich gehe zu ihr hin und betrete damit das Wunderland des riesigen mittleren Gartenbereichs. Nein, das ist hier nicht einfach ein großes Rasenstück! Hier prallt man voll auf Gertruds Ideenreichtum.
Hinter schmalen, langen Insel-Beeten stehen zwei Platanen, die einen kleinen Senkgarten schützen, in dem ich am kühlen Abend dann die wärmende Feuerstelle genießen darf. Davor befindet sich eine kompakte Insel nur mit einer Sitzbank und einem mannshohen Mammutblatt (Gunnera). Einen starken Kontrast bildet in Sichtnähe die Solitärpflanzung eines hohen, aber dabei sehr filigran wirkenden Riesenfedergrases, dem Celtica gigantea (Syn. Stipa). Im Zentrum dominiert die lange “Banane”, wie Gertrud ihr größtes zentrales Beet in der Garten-Mitte nennt. Sie modellierte dieses Beet, als sie am Anfang der Garten-Neugestaltung ihren alten Komposthaufen auflöste. Mit dem Aushub des Senkgartens wurde das Beet abschließend abgedeckt. Vorne im Kakteenbeet und mit den Palmen und Bananenstauden wird der Sammlergarten dann total exotisch.
Aber gut, jetzt habe ich mich ja total vergaloppiert. Gehen wir also wieder nach hinten und von dort in den mittleren Gartenteil hinein. Dort stehen die beiden Whippets, englische Windhunde, als Wächter vor dem Senkgarten mit der Feuerstelle und erinnern daran, dass Gertrud im Garten eine Einzelkämpferin ist. Das erste längliche Beet beherbergt einen Teil der 90 verschiedenen Hemerocallis, die Ende Mai noch nicht blühen. Die pfiffige Gärtnerin hat deshalb den Taglilien hohe Bart-Iriden, wie Iris x germanica ‘Salonique’, zugeordnet und somit ist dieses Beet über einen langen Zeitraum hinweg attraktiv.
Beet für Beet entstand so auf der großen Rasenfläche. Rund oder langgezogen oval, aber immer ohne Ecken und Kanten, liegen harmonische oder abstrakte Beetbilder vor meinen Augen. Dazwischen mäandert der kurz gehaltene Rasen, der die bestmögliche Gliederung und Einrahmung für Gertruds abwechslungsreiches Ideen-Potpourri darstellt und als durchgehender Rasenweg einlädt, sich durch Gertruds grünes Inselarchipel hindurch zu genießen.
Manchmal wundere ich mich, dass ich bei den vielen unterschiedlichen Eindrücken, die dieser Garten für mich bereithält, überhaupt bis zum Ende fähig bin, mich auf Details zu konzentrieren. Aber die perfekte Präsentation Gertruds sowohl von Pracht-, als auch von Wildstauden, lässt mir immer wieder einzelne Pflanzenporträts ins Auge springen.
Zwischendurch kommt immer wieder Gertruds guter Humor zum Vorschein. Wer müsste z. B. nicht schmunzeln, beim Anblick der kleinen Ton-Entchen, die sich vorsichtig aus dem Horst der Hosta herauswagen?
Ich schlendere das lange Staudenbeet entlang nach vorne und erreiche das Exotenbeet, mit exquisiten Schätzchen, darunter die momentan blühenden Echinocereus yavapaiensis, ein hübscher orangeroter Igelkaktus und die vanillegelbe Roscoea cautleyoides, eine Scheinorchidee. Insgesamt wird die Wirkung des Gartens vorne sehr exotisch. Mit einem Rundum-Blick kann man hier mit Leichtigkeit mal eben die Welt umkreisen.
In der Realität hat Gertrud natürlich nicht “eben mal die Welt umkreist”, aber sie hat sich rundum eine Menge Anregungen bei Garten-Besuchen, vor allem bei GdS-Gartenfreund/innen, aber auch anderswo geholt. Gerade im zuletzt gesehenen Gartenteil ist der Einfluss einer Reise nach Cornwall deutlich spürbar. Englische, asiatische, aber genauso Potager– und Bauerngarten-Einflüsse finden sich in diesem Garten, den Gertrud mit ihrem individuellen Gespür einer offenen, lichten Anlage, der Stauden-Sammlung und ihrer Art, das alles mit einem Augenzwinkern dekorativ zu präsentieren, einen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat. Momentan macht sie keine neuen Reisen; sie genießt die Zeit mit ihrer Hündin Luna, die schon stolze 14 1/2 Jahre alt ist. Es gibt natürlich noch mehr Tiere im Garten, die Gertrud umsorgt, aber darüber soll sie Euch doch einfach selbst etwas in ihrem Video erzählen, das dankenswerterweise Ulrike Koska für mich aufgenommen hat. Also einfach laut stellen und auf das Bild klicken, dann lernt auch Ihr Gertrud Diekmann persönlich kennen.